Als wir uns mit fünfzehn Leuten, viel Motivation und mit vielen Erwartungen am ersten Sonntag der Ferien zum Bahnhof auf machten, um nach Kassel zu fahren, wussten wir noch gar nicht, was auf uns in dieser Woche zukommen würde. Wir hatten zwar von der Kassler Gruppe, die die Fahrt organisiert hatte einen Zielbahnhof bekommen, von dem aus wir zum Lagerplatz laufen wollten, jedoch keine genaue Karte, mit der wir uns hätten gut zurecht finden können. Geplant war, dass wir mit der Artaban-Gruppe von der Salzburger Waldorfschule drei Tage wandern würden, um uns dann vier Tage mit vielen anderen Gruppen aus ganz Deutschland auf der Wiese eines Biobauern in der Nähe von Kassel zu treffen.

Nach der ersten Nacht in einem kleinen Wäldchen gleich neben unserem „Anfangsbahnhof“ in Bad Arolsen, starteten wir unsere Wanderung mit den Salzis auf gut Glück gen Osten. Gegen Mittag kam die mit dreißig Leuten vereinte Gruppe zu einem See und genossen die warme Sonne am Ufer und verbrachten die Zeit mit singen, spielen und die andere Gruppe kennen zu lernen. Eigentlich hatten wir vor, die kommende Nacht unter freiem Himmel direkt am See zu verbringen, doch als dann beim Dunkel werden die Mücken in Scharen kamen, beschlossen wir kurzerhand, noch einmal alles einzupacken und in der Nacht noch ein Stückchen zu laufen. Es ist immer eine tolle Erfahrung, im Dunkeln zu wandern und auch dann noch weiter zu laufen, wenn man schon die erste Erschöpfung spürt. So kam es dann auch, dass gegen Ende unserer Nachtwanderung fast alle Großen den Rucksack der Kleineren nahmen, damit die Stimmung oben blieb. Schlussendlich kamen wir dann auf einer schönen Wiese mitten in der Nacht an, legten uns erschöpft nieder und schliefen um so besser bis zum nächsten Morgen.

Zwei Tage und einer Kilometer später war es dann endlich soweit, dass als wir über einen Hügel kamen in einiger Ferne unser Endlager sahen, auf dem schon früher angekommene Gruppen ihre Jurten und Koten aufgebaut hatten. Das Wiedersehen der vielen anderen Leute, die wir seit der letzten Tanztagung im Januar in Salzburg nicht mehr gesehen hatten, war super!

Auf dem Lager war die nächsten Tage immer was los: Vormittags wurden viele AGs wie Plastizieren, Zeichnen aber auch tschechisch für Anfänger und in der Wildnis überleben angeboten. Mittags waren immer ein paar Stunden Zeit um sich auszuruhen und Freundschaften zu verfestigen um anschließend motiviert zum Chorsingen zu gehen, in dem wir immer mehrstimmig- vielsprachige Lieder singen. Der Nachmittag wurde mit Geländespiel, Tanz oder wieder mit AGs verbracht, um nach dem Abendessen (das Essen war immer biologisch!!) mit einer Singerrunde den Tag zu beenden.

Auf dem Lager haben wir als Artaban (siehe letzte und vorletzte Ausgabe) viele verschiedene Traditionen, wie das freiwillige Fasten am Karfreitag, an dem wir immer eine lange Wanderung zu einer Kirche machen, um in ihr zu singen, das Osterfeuer und das schweigende Osterwasser holen am Ostersonntag. Es ist immer faszinierend zu sehen, wie am Ostersonntag alle 120 Leute des Lagers ohne einen Mucks von sich zu geben, morgens um fünf Uhr aufstehen, um das Osterwasser aus einer Quelle zu holen. Es wird erst dann wieder geredet, nachdem alle eine Tasse voll Wasser bekommen haben und wir gemeinsam beim Sonnenaufgang gesungen haben und man sich frohe Ostern wünscht. Anschließend mussten wir uns aber wieder hetzen, um unsere Jurten schnell abzubauen und den Zug zu erwischen. Der Abschied fiel allen schwer und die Zeit bis zur nächsten Tanztagung im Januar erscheint ewig.

Jetzt schauen wir auf eine eine gelungene Fahrt, mit super Wetter, bester Stimmung und vielen neuen Erfahrungen zurück.

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